Die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des St. Josef-Krankenhauses Salzkotten bietet das umfassende Spektrum an moderen Untersuchungs- und Behandlungserfahrungen für Blasenschwäche/Harninkontinenz und genitale Senkungen an: Unter zumeist ambulanten Bedingungen werden alle erforderlichen Untersuchungen zur genauen Erkennung von Ursachen von Senkungs- und Inkontinenzerkrankungen durchgeführt. Die möglichen Behandlungsoptionen umfassen ein weites Feld von konservativen Maßnahmen bis hin zu einer Reihe von unterschiedlichen modernen Operationsmethoden. Jede einzelne Patientin erhält eine individuellen und auf ihre Person bezogenen Untersuchungs- und Behandlungsplan, um unnötige und doppelte Untersuchungen zu vermeiden. Ganz wichtig ist uns dabei eine enge Zusammenarbeit mit den betreuenden niedergelassenen Kollegen.

Definition

Harninkontinenz ist der Fachausdruck für ungewollten Urinverlust; in der Bevölkerung auch „Blasenschwäche“ genannt. Viele Frauen scheuen sich davor, über dieses Problem offen mit ihrem Arzt zu sprechen, aus Scham oder aber weil sie diese Beschwerden als Schicksal hinnehmen. Dabei kann eine Harninkontinenz fast immer mit Erfolg behandelt werden.

Häufigkeit

Bereits bei 8 bis 27 % der Frauen zwischen 20 und 29 Jahren ist mit einer Harninkontinenz zu rechnen - aufgrund der hohen Dunkelziffer schwanken die Angaben stark. Bei den Frauen über 50 Jahren steigt die Häufigkeit auf etwa 45 % an. Besonders betroffen sind Frauen mit Übergewicht, Frauen in bzw. nach den Wechseljahren, und Frauen, die geboren haben. Erhebungen zeigen, dass derzeit in Deutschland etwa 6 Millionen Frauen unter einer instabilen Blase leiden. Dabei wird die Erkrankung nur bei jeder 3. Betroffenen diagnostiziert, und nur jede 11. Betroffene wird behandelt. Die Auswirkungen dieser Störungen betreffen Gesundheit, Schlaf, Arbeit, soziale Kontakte und auch Sexualität. Die amerikanische Gynäkologie Jeanette Brown, San Francisco, spricht aus, was in Deutschland etwa 6 Millionen fühlen: "Eine instabile Blase bedeutet den Verlust der Lebensqualität." Für die Betroffenen sagt sie weiterhin: "Die Blasenschwäche bringt sie nicht um, sie nimmt ihnen nur das Leben." "Der Alltag der Betroffenen ist geprägt von dem Motto „Meine Blase kontrolliert mein Leben."
Die häufigsten Formen sind die Belastungsharninkontinenz, die Dranginkontinenz sowie Mischformen dieser beiden. Die Überlaufinkontinenz sowie die Reflexinkontinenz haben ihre Ursache meist in Schäden der Nerven im Rückenmarksbereich. Diese Formen der Inkontinenz sind relativ selten und werden aus diesem Grunde nicht weiter beschrieben.

 

Formen der Harninkontinenz

Belastungs-Harninkontinenz

Den Begriff Belastungsinkontinenz oder auch Stressinkontinenz leitet sich nicht vom seelischen Stress der Patientin ab, sondern wiederspiegelt den unwillkürlichen Harnverlust nach körperlicher Anstrengung oder Belastung. Typische Symptome sind der unfreiwillige Urinabgang beim Husten, Niesen, Lachen oder beim Heben schwerer Lasten. Das Wasserlassen (Miktion) ist häufig erschwert oder verlängert. Ursache ist eine Funktionsstörung (Schwäche des Schließmuskelsystem der Blase oder aber auch eine Überbeweglichkeit der Harnröhre). Somit kann bei plötzlichem Druck im Bauchraum (z.B. durch Husten) die primäre Dichtigkeit nicht aufrecht erhalten werden, so dass kleine Urinmengen über die Harnröhre nach außen abgehen. Vielfach ist auch ein zu schwacher Beckenboden für diese Störung mit verantwortlich. Mit zunehmendem Alter kann auch die Lageveränderungen (Senkung der Blase) eine Harninkontinenz verursachen. Es werden diverse Schweregrade der Harninkontinenz unterschieden:
Grad I - Urinabgang nur nach kurzer, starker Belastung (Husten, Niesen, Lachen, Heben schwerer Lasten).
Grad II - Urinabgang bei leichter Belastung (Treppensteigen, leichtes Husten).
Grad III - Urinabgang im Ruhezustand, im Stehen, aber nicht im Liegen).

Drang-Inkontinenz

Ursächlich für diese Form der Inkontinenz ist entweder eine sehr sensible oder sehr aktive Blase. Die Blase reagiert bereits auf kleinste Füllmengen mit einem nicht beherrschbaren Harndrang. Oft ist nicht genügend Zeit, um eine Toilette zu erreichen: Es läuft Urin aus der Blase, manchmal auch größere Mengen. Manche Frauen müssen häufiger als 8x am Tag Wasserlassen. Viele Frauen leiden unter der Drangharninkontinenz besonders dann, wenn sie sehr aufgeregt sind, oder unter psychischer Belastung stehen.
Auch chron. Blasenentzündungen kommen als Auslöser in Frage. Letztlich erhöht sich mit zunehmendem Alter die Anfälligkeit der Blase für die genannten Beschwerden.

Misch-Inkontinenz

Unter einer Misch-Inkontinenz leiden etwa 20 % der Betroffenen. Es ist die Kombination von Symptomen der Belastungs-Inkontinenz und der Drang-Inkontinenz.

Diagnostik

Anamnese
Ausführliche Patientenbefragung zu den Symptomen und auch persönlichen Riskofaktoren

  • Urinuntersuchung
    Ausschluss einer chron. Blasenentzündung
  • Gynäkologische Untersuchung
    Tastuntersuchung und Inspektion des Genitales zum Ausschluss einer Lageveränderungen des Genitales (Senkung)
    • Beurteilung des Zustandes des Beckenbodens
    • Ausschluss von Scheideninfektionen
    • Ausschluss eines lokalen Hormonmangels
  • Ultraschall
    Kontrolle der Größe und Lage von Gebärmutter und Blase und Harnröhre, sowohl in Ruhe als auch unter Provokationstest
    Restharnkontrolle (nach Entleerung der Blase verbliebener Urin)
  • Blasendruck-Messung
    (urodynamische Messung der Druckverhältnisse in Blase, Harnröhre in Ruhe und bei Belastung)

Therapie

Konservativ

Hormontherapie: Bei Hormonmangel Östrogengabe in die Scheide. Beckenbodengymnastik: Training und Muskelaufbau des geschwächten Beckenbodens (evtl. unterstützt durch Reizstromtherapie) Pessartherapie: Einlage eines regelmäßig zu wechselnden Ringes in die Scheide zur Unterstützung der Blase bzw. der Harnröhre

Medikamentös

Insbesondere bei Drang-Inkontinenz zur Dämpfung der Überaktivität der Blasenmuskulatur bzw. des Blasenschließmuskels. Ebenso ist eine medikamentöse Therapie angezeigt bei Entleerungsstörungen, die nicht durch Senkung bedingt sind.

Operativ

Nach Ausschluss einer überaktiven Blase bzw. einer Drang-Inkontinenz ist bei der Belastungs-Inkontinenz eine operative Maßnahme indiziert zur Stützung der Harnröhre. Bei Überbeweglichkeit wird seit einigen Jahren in unserer Klinik das sogen. TVT-Band angewandt. In einzelnen Fällen, insbesondere bei schwachem Schließmuskel und Harnröhrenmuskulatur ist auch die Unterspritzung von speziellen Substanzen zur Einengung des Lumens der Harnröhre indiziert.