Endometriosezentrum am St. Josefs-Krankenhaus

Die Endometriose ist die häufigste Unterleibs-Erkrankung bei Frauen. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 30.000 Frauen jedes Jahr neu erkranken. Es gibt auch Schätzungen, dass bis zu einer Million Frauen in Deutschland betroffen sind. Die Dunkelziffer ist enorm hoch. Diese erklärt sich dadurch, dass in vielen Fällen eine frühzeitige Diagnose nicht gesichert ist. Studien zeigen auf, dass es in der Regel ganze 7 Jahre von den ersten Symptomen bis zur Diagnose der Endometriose braucht. In diesen Jahren leiden die Patientinnen unter chronischen Unterbauchbeschwerden mit all ihren Folgen.

In der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe mit den Standorten, Frauenklinik St. Louise, Paderborn, und Frauenklinik St. Josefs, Salzkotten, der St. Vincenz-Kliniken Salzkotten + Paderborn behandeln wir jährlich zahlreiche Frauen mit einer Endometriose. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen ist die beste Versorgung der Patientin gewährleistet. Dieses reicht von der Gynäkologie und Pathologie über die Psychologie bzw. Psychosomatik, die Physiotherapie, die Radiologie, der Sozialdienst, die Schmerztherapie, bis zu den Kooperationspartnern, wie die Urologie (z.B. bei Beteiligung der Harnwege) oder der Chirurgie (bei Beteiligung des Darms).

Wenn alle Hand in Hand bei Diagnostik, Therapie und Kontrolle gehen, ist die beste Versorgung der Patientin gewährleistet.  




Wir sind für Sie da

Endometriosezentrum

St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten
Dr.-Krismann-Str. 12, 33154 Salzkotten

Terminvereinbarungen & Kontakt

Silvia Sellemerten
Tel. 05258/10-311
Mo.-Fr.: 08.00 -12.00 Uhr
Mo.-Do.: 13.30-16.00 Uhr
Fr.: 13.30-15.00 Uhr

Sprechstunden nach Vereinbarung

+++Wichtig+++

Bitte bringen Sie die Einweisung Ihres Gynäkologen mit. Sagen Sie bei Verhinderung Ihren Termin zwei Tage vorher ab, ansonsten müssen wir Ihnen die Untersuchung leider in Rechnung stellen.

 


Eine Endometriose sind „endometriumartige Zellverbände“ außerhalb der Gebärmutter. Endometrium bedeutet Gebärmutterschleimhaut. Diese ist normalerweise nur in der Gebärmutterhöhle angesiedelt und dient dazu, im Falle einer Schwangerschaft die befruchtete Eizelle aufzunehmen. Die Gebärmutterschleimhaut wird monatlich mit der Regelblutung ausgestoßen. Wenn sich solche Zellen außerhalb der Gebärmutterhöhle zeigen und diese den normalen Zyklus mitmachen, können Probleme entstehen. Die Zellen außerhalb der Gebärmutter können nicht mit der Regelblutung abgehen. Es kommt zur Ablagerung von Blut im Bauchraum, welches aus Eisen besteht. Dieses ist im Körper grundsätzlich ein Fremdstoff. Die Folge sind Entzündungen, welche nicht auf Bakterien, sondern auf den Eisenablagerungen basieren. Diese wiederholenden und chronischen Entzündungen können langfristige Probleme verursachen. 


Das Hauptsymptom einer Endometriose sind Unterbauchschmerzen. Die Art und Intensität der Schmerzen unterscheiden sich dabei deutlich von Frau zu Frau. Häufig treten die Schmerzen vor der Regelblutung auf und können zum Teil eine verstärkte Blutung verursachen. 

Durch die chronischen Entzündungen kann es außerdem zu Verwachsungen kommen, die ebenfalls Schmerzen auslösen können. Aufgrund der Entzündung mit Vernarbungen und Verwachsungen können auch die Eileiter bzw. Eierstöcke betroffen sein. Die Folge ist eine Sterilität. Somit ist auch die Endometriose ein häufiger Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch. 

Weitere Symptome können sein:

Schmerzen bei der Regelblutung,

  • Unterbauchschmerzen,
  • Übelkeit/ Erbrechen, insbesondere bei Schmerzspitzen,
  • Darmprobleme wie Verstopfung und/ oder Durchfall, 
  • starke oder lange Regelblutung, 
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang und/ oder beim Wasserlassen, 
  • Kopfschmerzen und Schwindel, 
  • Magenbeschwerden,
  • genitale Infektionen,
  • leichter Temperaturanstieg,
  • Sterilität. 

Die genauen Ursachen der Endometriose sind unklar. Jedoch gibt es zwei wesentliche Theorien zur Entstehung. 

Die erste Theorie ist, dass es zu einer sogenannten „retrograden Blutung“ kommt.  Das bedeutet, dass die Regelblutung in die falsche Richtung über die Eileiter in den Bauchraum gelangt und sich hier Gebärmutterschleimhautzellen ansiedeln können. Die zweite Theorie ist, dass sie aus unerklärlichen Gründen direkt im Bauchraum entstehen kann. Eindeutige Beweise, welche Theorie vorliegt, sind bisher noch nicht genau beschrieben. Aktuell wird jedoch die zweite Theorie favorisiert, da Endometriose auch an anderen Organen, wie der Lunge oder sogar (sehr, sehr selten) im Gehirn beobachtet worden ist. Dieses widerspricht der Theorie der Regelblutung in die falsche Richtung. 

Es gibt Anhaltspunkte für eine erbliche Vorbelastung. Das bedeutet aber nicht, dass eine Frau eine Endometriose entwickeln muss, weil die Mutter oder Schwester an Endometriose erkrankt ist. Klare Risikofaktoren sind bisher nicht beschrieben. Somit kann man nicht vorhersagen, welche Frau wirklich Endometriose bekommt und welche nicht.


Da die Ursachen der Endometriose immer noch ungeklärt sind, gibt es nicht die eine Therapie der Wahl. Die Endometriose ist von Frau zu Frau unterschiedlich, somit wird nach einer individuellen Beratung sowie Diagnostik, das für Sie zugeschnittene und bei Bedarf interdisziplinäre Behandlungskonzept festgelegt. 

Eine Möglichkeit zur Behandlung von Endometriose ist die operative Entfernung der Endometrioseherde. Weitere Therapien stehen in medikamentöser Form zu Verfügung. Hierbei handelt es sich meistens um hormonelle Therapien, die versuchen, die Gebärmutterschleimhautzellen ruhig zu stellen. Klassische Medikamente sind die Pille, die kontinuierlich eingenommen wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Ruhigstellung der Eierstöcke durch die sogenannten GnRH-Agonisten. Problem ist jedoch, dass dieses nicht als Langzeittherapie geeignet ist, da es die Eierstöcke ruhigstellt und die Patientin somit vorzeitig in die Wechseljahre kommt. Dieses kann langfristig wiederum zu Osteoporose und anderen Problemen führen. Eine wirksame lokale Maßnahme ist die Einlage einer hormonhaltigen Spirale in die Gebärmutter, welche lokal die Hormone absondert. In der Regel erfolgt zuerst die operative Sanierung mit Entfernung aller Herde und folgend die hormonelle Therapie mit der Pille oder der hormonhaltigen Spirale. So kann ein Rezidiv – die Wiederkehr der Endometriose –  verhindert werden.


Insbesondere bei Patientinnen, die bereits über einen langen Zeitraum an Endometriose leiden, kann es dazu kommen, dass die Eileiter verkleben und nicht mehr durchgängig sind. 

Auch ist es möglich, dass durch Verwachsungen die Eileiter keinen Kontakt mehr zu den Eierstöcken bekommen, die die Eizelle freigegeben, welche normalerweise von Eileitern aufgenommen wird. Somit kann der Kinderwunsch aufgrund einer Endometriose deutlich beeinträchtigt sein. Bei Frauen, die trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr nicht schwanger werden, ist die Endometriose ein häufiger Grund − insbesondere wenn die hormonelle Abklärung von der Patientin als auch die Untersuchung der Spermien des Mannes vollkommen normal sind. Hier lohnt es sich auf jeden Fall eine Bauchspiegelung durchzuführen. Diese Abklärung wird in der Regel empfohlen, wenn Frauen unter 35 Jahren mehr als zwei Jahre trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehrs nicht schwanger werden oder Frauen über 35 Jahren nach einem Jahr keine Schwangerschaft aufweisen.


Im Rahmen unserer Spezialsprechstunde Endometriose des Endometriosezentrums erfolgt zunächtst die Erhebung der Anamnese, dass heißt die genaue Erhebung der Vorgeschichte. Hierbei werden Voroperationen und Symptome mit Auftreten und Stärke genau erfasst. Viele Patientinnen berichten, dass die Schmerzen zwei bis drei Tage vor der Regelblutung auftreten und folgend zunehmen. Die Patientinnen haben auch gehäuft Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang. Dieses kann schon zielführend für die Diagnose Endometriose sein. 

Ein weiteres wichtiges Diagnosemittel ist die Tastuntersuchung. Somit erfolgt im Rahmen der Sprechstunde die genaue klinische Untersuchung. Häufig können hier Verhärtungen im Bauchraum durch die Scheide oder den Darm ertastet werden. Hierbei äußert die Patientin auch ihre typischen Beschwerden. 

Im Folgenden wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Diese kann helfen, insbesondere bei Verdacht auf Infiltration des Darms oder bei großen Endometriosezysten am Eierstock, die Diagnose näher zu sichern und die weitere Therapie zu planen. Ggf. kann es auch erforderlich sein, weitere diagnostische Maßnahmen, wie eine Darmspiegelung, Blasenspiegelung oder auch eine MRT-Untersuchung durchzuführen. 

Im weiteren Schritt wird die Diagnosesicherung durch eine Bauchspiegelung geplant - die Laparoskopie, die sogenannte Schlüssellochchirurgie. Hier wird mit einer Kamera in den Bauchraum geschaut. Die Endometriose zeigt sich einerseits als schwarze Auflagerung auf dem Bauchfell bzw. der unterschiedlichen Organe, oder auch als weiße Herde. Im Rahmen dessen kann eine Biopsie begonnen werden. Hier ist der Pathologe in der Lage, die Diagnose nochmal zu bekräftigen. 

In der Regel erfolgt im Rahmen der diagnostischen Bauchspiegelung auch die direkte Sanierung, wenn die Endometriose gesehen wird. Durch eine operative Entfernung aller Endometrioseherde kann eine Schmerzfreiheit oder Schmerzlinderung für die Patientin erreicht werden.

Bei Bedarf werden weitere Kooperationspartnern zur Planung einer Operation hinzugezogen – zum Beispiel die Urologie bei Blasen- oder Harnleiterbeteiligung oder die Chirurgie bei V.a. Darmbeteilung. 

Aber es muss nicht immer eine Operation notwendig sein. Oft kann auch eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden bzw. ausreichen. 

Wichtig ist die genaue Diagnostik und interdisziplinäre Planung für die beste individuelle Therapie! 


Ihre Ansprechpartner

Koordinatorin des Endometriosezentrums

Alexandra Jené

Leitende Oberärztin Gynäkologie
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
E-Mail: a.jene(at)vincenz.de

 


Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Prof. Dr. Michael Patrick Lux, MBA

E-Mail: FK.Direktion(at)vincenz.de